Einzelne Forschungsvorhaben
Im Handlungsschwerpunkt 4 laufen verschiedene Forschungsprojekte (Dissertations- und PostDoc-Projekte).
Förderung der Planungs- und Coachingkompetenz von Novizen und Experten im Rahmen der phasenübergreifenden Kooperation: Entwicklung innovativer Lehrveranstaltungsformate für das Kernpraktikum in der Fachrichtung Medientechnik - Anja Augsdörfer
Abstract promotion (only in English)
Forschungsvorhaben - Jochen Heins
1. Was sind typische Situationen im Literaturunterricht? Eine Umfrage- und Interviewstudie unter universitären Fachdidaktikern, Fachseminarleitern und Lehrern.
2. Entwicklung von Videovignetten zu typischen Situationen im Literaturunterricht.
3. Entwicklung eines videobasierten Tests zur professionellen Wahrnehmung im Literaturunterricht
Entwicklung innovativer Lerngelegenheiten zur Förderung der Wahrnehmungskompetenz von Studierenden in universitären Praxisphasen - Anna Orschulik
Lehrerinnen und Lehrer müssen sich jeden Tag in Situationen behaupten, in denen unterschiedlichste Einflüsse auf sie wirken. Schon Doyle (1977) stellte heraus, dass die auffälligsten Merkmale des Unterrichts seine Multidimensionalität, Gleichzeitigkeit und Unvorhersehbarkeit seien. Es ist demnach naheliegend, dass ein gleichwertiges Eingehen auf all diese Einflüsse nicht möglich ist. Sherin, Russ und Colestock (2011) weisen daher darauf hin, dass ein entscheidender Aspekt des Unterrichtens das Beobachten sowie Verstehen von relevanten Situationen im Unterricht ist und dieser Prozess eine Schlüsselkomponente der Lehrerexpertise darstellt. Auch Blömeke, Gustafsson und Shavelson (2015) heben die Relevanz dieser situationsspezifischen Fähigkeiten heraus, indem sie diese in ihr Kompetenzmodell integrieren.
Theoretischer Rahmen – Wahrnehmung
Goodwin (1994) beschreibt die Fähigkeit zur professionellen Wahrnehmung als Professional Vision und definiert sie genauer als die Fähigkeit „to shape events in the domain of ist scrutiny into phenomenal objects around which discourse oft he profession is organized“ (S.626). Auf Grundlage dieses Ansatzes der professionellen Wahrnehmung entwickelten Sherin und van Es das Konzept des Noticing, das die Wahrnehmung von Lehrpersonen in den Vordergrund rückt (van Es & Sherin, 2002).
In der Literatur werden unterschiedliche Konzepte des Noticing genutzt. Während sich Star und Strickland (2008) insbesondere auf den Aspekt der Wahrnehmung bei Lehrkräften beziehen, bildet für van Es und Sherin (2002) neben der Wahrnehmung einer relevanten Unterrichtssituation auch deren Interpretation einen wichtigen Aspekt des Noticing. Jacobs, Lamb und Philipp (2010) differenzieren das Konzept hingegen noch weiter aus und entscheiden sich für eine Dreiteilung dessen. Sie ergänzen den Begriff des Noticing um eine weitere Dimension, das decision making, und beziehen somit die Entscheidung, wie auf eine Situation zu reagieren sei, mit ein. Auch Kaiser et al. (2015) beziehen sich in dem Theorierahmen ihrer Folgestudie TEDS-FU (Teacher Education and Development Study in Mathematics – Follow Up) auf Noticing und entwickeln das sog. PID-Modell. Das ebenfalls einer Dreiteilung unterliegt.
Entwicklung neuer Lerngelegenheiten
Nach Nölle (2002) wirkt sich „vielfältig und systematisch vernetztes (theoretisches) Wissen über Unterricht, verbunden mit episodischen Elementen“ (S.65) begünstigend auf eine differenzierte Auffassung von Unterricht aus. Da im Rahmen der schulpraktischen Studien des Masterstudiums ein direkter Bezug zur Praxis besteht, soll die Weiterentwicklung des fachdidaktischen Begleitseminars insbesondere die Möglichkeit aufgreifen, Elemente aus der Praxis in die Vermittlung von Wissen einzubinden. Dies geschieht zum einem durch die Nutzung von Beobachtungen der Studierenden, Schülerdokumenten und Unterrichtsaufzeichnungen, zum anderen durch die Einbindung einzelner Mentor(innen) in das universitäre Seminar. Diese Praxiselemente werden theoriebasiert und mit Bezug auf das PID-Modell analysiert.
Im Rahmen des Promotionsvorhabens soll daher untersucht werden, ob und wie sich die Wahrnehmung von Studierenden im Laufe ihrer schulpraktischen Aktivitäten im Rahmen des Masterstudiums verändern und worauf sich diese Veränderungen zurückführen lassen.
Methode und Datenerhebung
Die Erhebung erfolgt im Rahmen der zwei Praktika des Masterstudiums (WiSE 16/17 + SoSe 17) und wird durch eine Erhebung mit Mathematiklehrkräften ergänzt. Den Studierenden und Lehrkräften wird eine kurze gestellte Videovignette aus dem Mathematikunterricht gezeigt. Da eine Lehrkraft direkt in einer Situation wahrnehmen und handeln muss, werden die Proband(inn)en dazu aufgefordert, das Video an unterrichtsrelevanten Situationen zu stoppen und ihre Beobachtungen begründet zu äußern sowie ggf. Handlungsalternativen zu nennen. Zusätzlich wird die Weiterführung einer offenen Situation erfragt.
Die Erhebung wird bei den Studierenden im Prä-Post-Design durchgeführt und durch ein Interview ergänzt. Dieses soll ermöglichen, die Gründe für entstandene Wahrnehmungsunterschiede herauszuarbeiten und die Ergebnisse für eine Weiterentwicklung des Praktikums zu nutzen. Die Präerhebung findet jeweils zu Beginn des Semesters, die Posterhebung am Ende des Kernpraktikums statt. Die Lehrkräfte werden lediglich einfach getestet.
Die Auswertung der erhobenen Daten geschieht auf Grundlage der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2012) und soll die Wahrnehmung sowohl in ihrer horizontalen als auch vertikalen Ausprägung beschreiben.
Literatur
Blömeke, S., Gustafsson, J.E., & Shavelson, R. (2015). Beyond Dichotomies: Competence Viewed as a continuum. Zeitschrift für Psychologie, 223(1), 3-13.
Doyle, W. (1977). Learning the Classroom Enviroment: An Ecological Analysis. Journal of Teacher Education, 28(6), 51-55.
Goodwin, C. (1994). Professional Vision. American Anthropologist, 96(3), 606-633.
Jacobs, V.R., Lamb, L.C. & Philipp, R.A. (2010). Professional noticing of children’s mathematical thinking. Journal for Research in Mathematics Education, 41(2), 169-202.
Kaiser, G., Busse, A., Hoth, J., König, J., Blömeke, S. (2015). About the Complexities of Video-Based Assessments: Theoretical and Methodologicak Approaches to Overcoming Shortcomings of Research on Teachers’ Competence. International Journal of Science and Mathematics Education, 13, 369-387.
Kuckart, U.(2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz Juventa: Weinheim und Basel (3.überarbeitete Auflage 2016)
Nölle, K. (2002). Probleme der Form und des Erwerbs unterrichtsrelevanten pädagogischen Wissens. Zeitschrift für Pädagogik, 48(1), 48-67.
Sherin, M.G., Russ R.S. & Colestock, A.A. (2011). Accessing Mathematics Teachers’ In-the-Moment Noticing. In M.G. Sherin, V.R. Jacobs & R.A. Philipp (Hrsg.), Mathematics Teacher Noticing. Seeing Through Teachers’ Eyes. (S.79-94). New York, NY: Routledge.
Star, J. & Strickland, S. (2008). Learning to observe: using video to improve preservice mathematics teachers’ ability to notice. Journal of Mathematics Teacher Education, 11, 107-125.
van Es, E.A. & Sherin, M.G. (2002). Learning to Notice: Scaffolding New Teachers’ Interpretations of Classroom Interactions. Journal of Technology and Teacher Education, 10(4), 571-596.
Professionalisierungsprozesse in Praxisphasen – Zum Zusammenspiel von Wissen, Erfahrungen und Überzeugungen in Mentoringgesprächen über Englischunterrich - Inga Rosemann
Zusammenfassung des Dissertationsvorhabens
Unterrichtsbesprechungen zwischen MentorInnen und Lehramtsstudierenden sind zentrale Lerngelegenheiten, in denen universitäre Studieninhalte in Bezug zur Schulpraxis gesetzt werden sollen. Dieses In-Bezug-Setzen geht für Studierende häufig mit Diskrepanzerfahrungen einher. Das Promotionsprojekt geht der Frage nach, wie angehende und praktizierende Englischlehrpersonen in diesen Mentoringgesprächen theoretisches, wissenschaftlich-reflexives Wissen zu ihrem praxisnahen Handlungs- und Erfahrungswissen in Bezug setzen. Den theoretischen Ausgangspunkt bietet ein soziologischer Wissensbegriff sowie Helspers Konzept des „doppelten Habitus“ (2000) als Voraussetzung für Professionalität. Im Rahmen der explorativ angelegten Studie werden Mentoringgespräche mittels der dokumentarischen Methode im Hinblick auf Aushandlungsprozesse zwischen den unterschiedlichen, mitunter widersprüchlichen Wissensformen untersucht. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur Weiterentwicklung von gezielten Interventionen in Praxisphasen leisten.
Orientierungen Studierender zum Lernen in schulpraktischen Studien. Eine Interviewstudie mit Fokus auf die Bedeutung von Theorie und Praxis - Jana Schröder
Forschungsvorhaben - Jonas Wibowo (ehemaliger Mitarbeiter)
3. Mentor/innen als Lernende und Bedingung für Lernprozesse von Studierenden in Schulpraktika (gemeinsam mit Krieger, Claus)
4. Eine Halle für alle. Den Lernort Sporthalle barrierefrei gestalten (gemeinsam mit Schütt, Luise & Bükers, Frederik)