Handlungsfeld 2: Sprachlich-kulturelle Heterogenität
Leitung: Prof. Dr. Kristin Bührig (GW) und Prof. Dr. Drorit Lengyel (EW)
Team Handlungsfeld 2: "Sprachlich-kulturelle Heterogenität"
Die Bedeutung professioneller Kompetenzen zur Berücksichtigung sprachlicher Heterogenität und Mehrsprachigkeit im Unterricht ist mittlerweile unbestritten. In Großstädten wie Hamburg wächst ein großer Teil der Schülerschaft mehrsprachig auf. Das Handlungsfeld „Sprachlich-kulturelle Heterogenität“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kompetenzen bei angehenden Lehrkräften zu fördern und entwickelt und erprobt ein entsprechendes Lehrangebot, das in die Hamburger Lehramtsausbildung implementiert wird. Durch langjährige Forschungen, u.a. im Landesexzellenzcluster „Linguistic Diversity Management in Urban Areas“ (LiMA), wurde an der Universität umfassende Expertise auf diesem Gebiet aufgebaut und wird in das Handlungsfeld eingebracht.
Ziele der gemeinsamen Forschungsarbeit
Professionelles Lehrerhandeln beinhaltet die Berücksichtigung sprachlicher Heterogenität und Mehrsprachigkeit und damit eine Sensibilität in Bezug auf die sprachliche Verfasstheit der Wissensvermittlung. Lehrerseitige Professionalität im Bereich sprachlicher Heterogenität ermöglicht es, im Unterricht fachliche und sprachliche Lehr- und Lernprozesse zu verbinden. Im Handlungsfeld „Sprachlich-kulturelle Heterogenität“ wird daher untersucht, über welche Kompetenzen zur Gestaltung von Lehr-Lern-Gelegenheiten Studierende verfügen, die sprachliches und fachliches Lernen ermöglichen, und wie man Lehramtsstudierende explizit und wirksam in die Lage versetzen kann, sprachlich-kulturelle Heterogenität als Herausforderung und Chance zur Förderung von Bildungsprozessen wahrzunehmen.
Aufbauend auf dem in der Erziehungswissenschaft bereits bestehenden Lehrangebot im Bereich „Deutsch als Zweitsprache/Mehrsprachigkeit“ soll hierzu im Handlungsfeld ein Lehrangebot entwickelt werden. Dieses Lehrangebot wird in die schulpraktische Phase des Masterstudiengangs verankert und soll nach Projektende verstetigt werden. Im Sinne einer inklusiven sprachlichen Bildung werden die angehenden Lehrerkräfte in diesem Lehrangebot für die sprachlichen Aspekte der Wissensvermittlung und die spezifischen sprachlichen Anforderungen ihrer jeweiligen Fächer sensibilisiert.
Darüber hinaus wird eine phasenübergreifende Kooperation angestrebt zwischen den Beteiligten der ersten Phase der Lehrerbildung (Studium) und der zweiten Phase (Vorbereitungsdienst). Ziel ist eine genauere Bestimmung, was die jeweilige Phase im Hinblick auf Themen und Kompetenzentwicklung leisten kann.
Maßnahmen und Aktivitäten
Der Fokus liegt auf der Implementierung eines Lehrangebots zu sprachlich-kultureller Heterogenität in der schulpraktischen Phase des Masterstudienganges, dem sogenannten Kernpraktikum (KP I und KP II).
Im Rahmen von ProfaLe 1, also in der ersten Förderphase, wurden gemeinsam mit den Fachdidaktiken Biologie, Mathematik, Physik und Sachunterricht konzeptuelle Bausteine zu Aspekten der Durchgängigen Sprachbildung entwickelt und in die fachdidaktischen Begleitseminare zum KP integriert (mehr dazu unter ProfaLe-Materialplattform). Das integrierte Modell wurde umfassend evaluiert, u.a. mit dem DaZKom-Test, der die Kompetenzentwicklung der Studierenden untersucht.
Gleichzeitig wurde zunächst für die Studierenden der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer das Seminar „Grundlagen der Sprachbildung für den Fachunterricht“ durch die Germanistische Linguistik und Interkulturelle Bildung entwickelt und durchgeführt. Die Lehrinhalte wurden in enger Kooperation und im Austausch mit den Lehrenden der fachdidaktischen Begleitseminare entwickelt, um die spezifischen sprachlichen Anforderungen der Fächer zu berücksichtigen. Angeboten wurde und wird dieses Grundlagen-Seminar im KP I in einem innovativen Blended-Learning-Format, einer Kombination aus Präsenzveranstaltungen und E-Learning.
In der laufenden zweiten Förderphase (ProfaLe 2) wird auf diesen Erkenntnissen aufgebaut und die Kooperation mit weiteren Fachdidaktiken initiiert. Das Seminar „Grundlagen der Sprachbildung für den Fachunterricht“ wird weiterentwickelt und sukzessive auf die anderen Fächergruppen ausgeweitet: Seit 2020 wird das Seminar auch für die Lehramtsstudierenden der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer (Geographie, Geschichte, Sozialwissenschaften) und seit 2021 für die Studierenden der ästhetischen Fächer (Sport, Musik) angeboten. Ab Sommersemester 2022 wird es das Grundlagenseminar auch für die Studierenden der sprachlichen Fächer und damit für alle Studierenden im KP I geben. Zudem wird für das zweite schulpraktische Semester im Masterstudiengang (KP II) ein aufbauendes Lehrangebot konzipiert und getestet, das in Bezug auf die sprachsensible Gestaltung des Fachunterrichts den Schwerpunkt auf Unterrichtsinteraktion und Sprachdiagnostik legt.
Als Grundlage für innovative Lehrformate in der Lehrerbildung werden im Handlungsfeld zudem authentische mündliche und schriftliche Daten aus der schulischen Kommunikation gesammelt, gesichtet und aufbereitet mit dem Ziel, ein entsprechendes Material-Hub zu erstellen.
Beteiligte Fächer
- Germanistische Linguistik mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache:
Prof. Dr. Kristin Bührig, Dr. Gesa Lehmann
- Interkulturelle Bildung:
Prof. Dr. Drorit Lengyel, Dr. des. Imke Lange
In der zweiten Förderphase (2019-2023, ProfaLe 2):
Germanistische Linguistik mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache:
Prof. Dr. Kristin Bührig, Dr. Gesa Lehmann
Interkulturelle Bildung:
Prof. Dr. Drorit Lengyel, Dr. Tobias Schroedler (bis 2020), Dr. des. Imke Lange (seit 2020)
Kooperation mit den Fachdidaktiken:
Geographie (Prof. Dr. Sandra Sprenger, Dr. Nina Scholten),
Geschichte (Prof. Dr. Andreas Körber),
Philosophie (Philipp Scherler),
Sozialwissenschaften (Prof. Dr. Tilman Grammes),
Musik (Christiane Jasper),
Sport (PD Dr. Dr. Tim Heemsoth)
Mit den Fachdidaktiken der sprachlichen Fächer werden die Kooperationen im Wintersemester 2021/2022 aufgenommen.
In der ersten Förderphase (2015-2018, ProfaLe 1):
Germanistische Linguistik mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache:
Prof. Dr. Kristin Bührig, Dr. Frederike Eggs, Dr. Patrick Grommes, Dr. Gesa Lehmann
Interkulturelle Bildung:
Prof. Dr. Drorit Lengyel, Dr. Karin Cudak, Hanne Brandt, Ilse Stangen, Dr. Tobias Schroedler
Fachdidaktik Mathematik:
Prof. Dr. Gabriele Kaiser, Nadine Krosanke
Fachdidaktik Physik:
Prof. Dr. Dietmar Höttecke, Nadezda Strunk
Fachdidaktik Sachunterricht:
Prof. Dr. Kerstin Michalik, Yvonne Hackbarth, Nina Weißenborn
Fachdidaktik Biologie:
Prof. Dr. Ulrich Gebhard, Britta Lübke
Einzelne Forschungsvorhaben
Im Handlungsfeld 2 laufen verschiedene Forschungsprojekte (Dissertations- und PostDoc-Projekte):
Forschungsvorhaben
- Ehemaliger Mitarbeiter bis 10/2020: Dr. Tobias Schroedler - Forschungen zu Kompetenzzuwächsen von Lehramtsstudierenden (weitere Informationen)
- Ehemaliger Mitarbeiter bis 04/2018: Dr. Patrick Grommes - Entwicklung fachspezifischer Schriftsprachlichkeit im und durch den (Fach-)Unterricht (weitere Informationen)
Dissertationen
- Nadine Krosanke - Sensibilisierung von Mathematiklehramtsstudierenden für sprachliche Aspekte beim fachlichen Lernen und Lehren (abgeschlossen, weitere Informationen)
- Ilse Stangen - Wissen über Sprache und Selbstwirksamkeitswahrnehmung angehender Lehrkräfte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer (weitere Informationen)
- Nadezda Strunk - Perspektiven von Physiklehramtsstudierenden auf Rolle der Sprache und sprachlicher Heterogenität im Physikunterricht (weitere Informationen)
- Nina Weißenborn - Sprachbewusstes Forschendes Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht - Untersuchung der Lernprozesse von Lehramtsstudierendenim Kernpraktikum anhand von Fallstudien (weitere Informationen)
Evaluation
Zu Beginn des Grundlagen-Seminars und nach der Blockphase des Kernpraktikums haben die Studierenden zwischen 2016 und 2018 an einem Test (DaZKom) teilgenommen, der die Kompetenzen im Blick auf Deutsch als Zweitsprache, sprachliche Heterogenität und die Durchführung von sprachsensiblem Unterricht überprüft. Eine erneute Durchführung des DaZKom-Tests ist für 2022 geplant, wenn alle Fächergruppen am Grundlagen-Seminar teilnehmen.
Im Sommersemester 2020 wurde aufgrund der Pandemiebedingungen auf die Standardevaluation für Lehrveranstaltungen der Fakultät zurückgegriffen und um eine Abfrage zu DaZ-/mehrsprachigkeits-relevanter Lerngelegenheiten ergänzt.
Die Ergebnisse zeigen, dass mit der Ausweitung einschlägiger Lerngelegenheiten in der universitären Lehre der Kompetenzzuwachs positiv beeinflusst werden kann:
- Bührig, K., Grommes, P., Lengyel, D., Schroedler, T., & Stangen, I. (2020). Die Chancen eines Punkts: Grundlagen DaZ für Lehramtsstudierende in Hamburg. In B. Ahrenholz, B. Geist & B. Lütke (Hrsg.). Deutsch als Zweitsprache: Perspektiven auf Schule und Hochschule, Erwerb und Didaktik. S. 195-209. Stuttgart: Fillibach bei Klett.
- Schroedler, T. & Fischer, N. (2020). The Role of Beliefs in Teacher Professionalisation for Multilingual Classroom Settings. European Journal of Applied Linguistics, 49-72. https://doi.org/10.1515/eujal-2019-0040
- Stangen, I., Schroedler, T., & Lengyel, D. (2020). Kompetenzentwicklung für den Umgang mit Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit im Fachunterricht: Lerngelegenheiten und Kompetenzmessung in der Lehrer(innen)bildung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Edition: Evidenzbasierung in der Lehrkräftebildung, 4, 123-149. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22460-8
- Schroedler, T., & Stangen, I. (2019). Zusammenhänge zwischen handlungsorientierten und thematischen Lerngelegenheiten und der DaZ-Kompetenz angehender Lehrkräfte. In T. Ehmke, P. Kuhl, & M. Pietsch (Hrsg.), Lehrer. Bildung. Gestalten. – Beiträge zur empirischen Forschung in der Lehrerbildung (S. 176-189). Weinheim: Beltz – Juventa.
Dokumente des Handlungsfelds
Die Aktivitäten des Handlungsfelds: Poster