Einzelne Forschungsvorhaben
Im Handlungsfeld 1 laufen verschiedene Forschungsprojekte (Dissertations- und PostDoc-Projekte).
Entwicklung und Evaluation von Konzepten zur Vernetzung des fachlichen und fachdidaktischen Wissens im Rahmen der universitären Ausbildung von Chemielehrkräften - Jenna Koenen
Fachliches und fachdidaktisches Wissen ist für die Entwicklung einer professionellen Kompetenz von Lehrkräfte von hoher Bedeutung. Ebenso scheint es für professionelles Unterrichtshandeln jedoch auch zwingend notwendig zu sein, diese beiden Wissensbereiche eng miteinander zu verzahnen. Daher besteht die Notwendigkeit die Vernetzung von fachlichem und fachdidaktischem Wissen im Verlaufe der universitären Ausbildung deutlich zu machen und so die Entwicklung eigener Fähigkeiten der angehenden Lehrkräfte in diesem Bereich anzubahnen.
Dieses Forschungsvorhaben widmet sich daher Entwicklung und Evaluation von Lehrveranstaltungskonzepten für das Fach Chemie, die der Anforderung der Vernetzung von fach- und fachdidaktischem Wissen gerecht werden.
Vernetztes Denken entwickeln – literaturwissenschaftliche und literaturdidaktische Zugänge zu einem Gegenstand im Rahmen von Kooperationsseminaren erproben und erforschen - Nicole Masanek
„Wozu benötige ich im Rahmen meiner späteren Berufstätigkeit als Lehrerin/Lehrer eine intensive und theoretische Auseinandersetzung mit Literaturtheorie, die doch in der Schule nie behandelt wird?“
„Was nützt mir das Wissen um komplexe narratologische Theorien, die doch in der Praxis nur sehr reduziert eingesetzt und angewendet werden?“
Fragen wie diese kreisen um ein dringendes, von Lehramtsstudierenden wiederholt formuliertes Problem der gegenwärtigen Lehramtsausbildung – der Relation von Fachwissenschaft und Fachdidaktik, von Studium und Berufstätigkeit und damit auch um das viel diskutierte Theorie-Praxis-Problem. Noch dringlicher wird diese Problematik, wenn man bedenkt, dass es Lehramtsstudierenden in fachdidaktischen Seminaren häufig nicht gelingt, auf bereits fachwissenschaftlich erworbenes Wissen zurückzugreifen. Diesem „Mangel an Vernetzung“ wird gegenwärtig durch so genannte Kooperationsseminare entgegenzuwirken versucht.
Kooperationsseminare zeichnen sich im Kern dadurch aus, dass ein (schulrelevanter) Gegenstand (z.B. ein literarisches Werk) sowohl aus fachwissenschaftlicher als auch fachdidaktischer Sicht zugänglich unterrichtet wird. Doch führt dieses vernetztes Vorgehen tatsächlich auch zu einer Vernetzung (von fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen) Inhalten im Kopf der Studierenden? Kann es durch Kooperationsseminare gelingen, die Studierenden (im besten Falle) dauerhaft für die Nähe zwischen fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Inhalten zu sensibilisieren?
Im Rahmen des Kooperationsseminares „Epochen der deutschsprachigen Literatur“, welches fachwissenschaftliche Inhalte zur Epochenkonstruktion mit ebensolchen fachdidaktischen Inhalten (Epochendidaktik, Epochen in Schulbüchern etc.) sowie methodisch-didaktischen Überlegungen und Erprobungen verbindet, wird der Erforschung der o.g. Fragen nachgegangen.
Um testen zu können, inwieweit Vernetzung im Gegenstand tatsächlich auch zu einer Vernetzung im Denken führt, wurde ein Erhebungsinstrument entwickelt, das als Prä-Post-Testung im Rahmen des Seminars eingesetzt wird. Als Erhebungsinstrument dient ein fiktiver Schulbuchauszug zu der Epoche der Aufklärung, welcher von den Studierenden beurteilt werden soll. Mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz werden die schriftlich festgehaltenen Beurteilungen der Studierenden zunächst im Hinblick auf drei Kategorien ausgewertet: Beurteilungen im Hinblick auf fachwissenschaftliche Inhalte, im Hinblick auf fachdidaktische sowie in Bezug auf allgemein-didakatische Inhalte. Erste Ergebnisse deuten auf eine Bestätigung der o.g. Klagen der Studierenden hin: Dominierend ist eine Beurteilung vor dem Hintergrund von allgemein didaktischen Inhalten (z.B. in Bezug auf seinen motivationalen Charakter), fachwissenschaftliche sowie fachdidaktische Beurteilungen findet sich kaum, ebenso wie beide Teile des Professionswissens verbindende Aspekte.
Nach Abschluss der Erhebung werden sich weitere konzeptuelle Überlegungen anschließen:
- Wie müssen Kooperationsseminare (inhaltlich, methodisch) aufgebaut sein, damit Studierende nicht nur fachwissenschaftliches und fachdidaktisches Wissen additiv nebeneinander stehend erwerben, sondern eine kognitive Vernetzung tatsächlich stattfindet?
- In welcher Phase des Studiums ist der Besuch von Kooperationsseminaren sinnvoll?
- Und ebenso: Wie kann eine stärkere Vernetzung zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik über Kooperationsseminaren hinaus, die nur ein Baustein für eine verbesserte Lehrerausbildung sein können, gestaltet werden (z.B. im Hinblick auf eine verstärkte inhaltlich-curriculare Anpassung der Lehrerausbildung zwischen Literaturwissenschaft und -didaktik)?
Aktivitäten in den gewerblich-technischen-Fachrichtungen zur stärkeren Vernetzung fachwissenschaftlicher und fachrichtungsdidaktischer Inhalte und Strukturen auf Basis des Design-Based-Research-Ansatzes - Wilko Reichwein
Entwicklung und Einsatz von Erklärvideos in der gewerblich-technischen Lehrerbildung – Entwicklung eines Evaluationsinstruments - Wilko Reichwein
Viele Firmen, Institutionen und Einrichtungen setzen vermehrt Erklärvideos ein, um schwierige Sachverhalte leicht und verständlich zu präsentieren. Auch in der Berufsschule ist es sinnvoll mit solchen Erklärvideos zu arbeiten. So ist es möglich, dass die Lehrkräfte fertige (möglicherweise selbst erstellte) Erklärvideos an einer didaktisch sinnvollen Stelle im Unterricht einsetzen oder auch mit den Schüler und Schülerinnen zusammen eigene Erklärvideos zu komplexen Themen erstellen. Deshalb ist es notwendig, sich bereits in der Lehrerausbildung mit der Thematik zu beschäftigen. Weiterhin wird das Wissen über Repräsentations- und Erklärungsmöglichkeiten als Teil des Professionswissen von Lehrerinnen und Lehrern verstanden und erfährt in nationalen und internationalen Vergleichsstudien zur Kompetenz von Lehrkräften (COACTIV, TEDS-M) derzeit eine große Bedeutung.
Ziel des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens ist es, im Rahmen von Lehrveranstaltungen, die sich mit der Entwicklung und Einsatz von Erklärvideos im Unterricht beschäftigen, ein geeignetes Evaluations- bzw. Testinstrument zu entwickeln, um den Wissens- und Lernzuwachs der Studierenden in dem Bereich festzustellen. Weiterhin soll überprüft werden, inwiefern diese Art von Lehrveranstaltungen dazu geeignet sind, die Vernetzung von fachlichem und fachdidaktischem Wissen in der Lehrerausbildung zu verbessern.
Noticing/PID im Geographieunterricht - Nina Scholten
Dieses Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Lehrkräften während des Geographieunterrichts. Neben Situationen des classroom managements bedürfen besonders fachspezifische Situationen der Wahrnehmung von Lehrkräften, um darauf im Unterrichtsgeschehen angemessen zu reagieren.
Die Intention der Qualifikationsarbeit ist der Vergleich der geographiedidaktischen Wahrnehmung von Geographielehramtsstudierenden am Anfang und am Ende ihrer universitären Ausbildung. Da diese Facette bisher im geographiedidaktischen Diskurs wenig berücksichtigt wurde, umfasst das Vorhaben zum einen die Ausschärfung der Konstrukte Noticing und des PID Modells in Bezug auf die Geographiedidaktik bzw. den Geographieunterricht. Hinzukommt die Entwicklung und Validierung eines Instruments in Form von gestellten Videovignetten, in denen lernrelevante Situationen integriert sind, die der fachspezifischen Wahrnehmung bedürfen.
Mathematikdidaktik - Peter Stender
Entwicklung und Durchführung von lehramtsspezifischen Veranstaltungen in Lehrkooperation mit Professoren des Fachbereiches Mathematik.
Der Lehramtsbezug wird durch verschiedene Ansätze realisiert. Zum einen werden zu den Lehrinhalten Konkretisierungen und Visualisierungen entwickelt (teils durch die Lehrperson, teils durch die Lernenden), die einen Bezug zur Schule sichtbar machen, zum anderen werden die jeweils verwendeten Fachinhalte methodisch analysiert und die realisierten Methoden in Hinblick auf das Auftreten in der Schulmathematik untersucht.
Entwicklung und Durchführung von lehramtsspezifischen Tutorien zur Linearen Algebra und Analysis.
Diese Tutorien werden dicht an der Vorlesung selbst wöchentlich neu entwickelt und durchgeführt. Der fachdidaktische Anteil ist identisch zu dem oben dargestellten: Konkretisierungen und Visualisierungen, die einen Bezug zur Schule sichtbar machen, Thematisierung verwendeter Fachmethoden, insbesondere heuristischer Strategien sowie deren Auftreten in der Schulmathematik. Diese Tutorien wurden im Gutachten "Externe Evaluation der Lehramtsteilstudiengänge Mathematik und Physik der Universität Hamburg" (2016) positiv erwähnt und dem Fachbereich Mathematik wurde empfohlen, diese Tutorien fortzuführen.
Die Lehrveranstaltungen wurden/werden evaluiert, wobei z.T. Standardfragebögen verwendet werden, z.T Leitfrageninterviews, die mit dem Vorgehen der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet werden.
Die entwickelten Lehrkonzepte wurden/werden auf nationalen und internationalen Tagungen präsentiert (GDM, CERME, Hanse Kolloquium zur Hochschulmathematik, Fachtagung der gemeinsamen Kommission Lehrerbildung), Veröffentlichungen in den Tagungsbänden befinden sich im Reviewprozess.