Ist professionelle Unterrichtswahrnehmung angehender Physiklehrkräfte messbar?
18. Dezember 2020
ProfaLe-Doktorandin entwickelt Meßinstrument, das professionelle Unterrichtswahrnehmung künftiger Physiklehrkräfte valide messen kann. Videos und ein "geschlossener Fragebogen" ermöglichen dies.
Die professionelle Unterrichtswahrnehmung ist eine zentrale und situative Fähigkeit, die (angehende) Lehrkräfte in die Lage versetzt, Lernprozesse im Unterricht zu erkennen, mithilfe ihres professionellen Wissens zu interpretieren und anschließend lernförderliche Handlungspläne abzuleiten.

Foto: Wöhlke
Carina Wöhlke hat sich in ihrer Dissertation der Frage gewidmet, ob diese Fähigkeit mit einem physikspezifischen Fokus valide erfasst werden kann. Ausgangspunkt hierfür sind inszenierte Unterrichtsvideos und ein "geschlossener Fragebogen", bei dem Studierende aus vorgegebenen Antworten wählen können. Die Idee dahinter ist, herauszufinden, ob die professionelle Unterrichtswahrnehmung vom unterrichteten Fach abhängig ist (Hypothese 1). Außerdem fragt die Autorin danach, ob diese situative Fähigkeit entlang der universitären Ausbildung eine Entwicklung erfährt (Hypothese 2). Die Ergebnisse der Arbeit ergeben 19 Items, mit denen eine physikspezifische professionelle Unterrichtswahrnehmung gemessen werden kann. Weitere Analysen (zur Korrelation mit dem physikdidaktischen Wissen und der Abhängigkeit von studiumsbezogenen Daten) stützen die Konstruktvalidität des Tests.
In Bezug auf Hypothese 1 hat sich, wie erwartet, gezeigt, dass die physikspezifische professionelle Unterrichtswahrnehmung signifikant von dem studierten Fach und dem Studiengang abhängt. Anders als erwartet jedoch stellen sich die Ergebnisse zur Hypothese 2 dar: Professionelle Unterrichtswahrnehmung hängt nicht signifikant vom Studienfortschritt ab. Das kann entweder bedeuten, dass das Instrument nicht in der Lage ist, diese Entwicklung zu messen oder, dass es diese Entwicklung nicht gibt. Letzteres würde bedeuten, dass während der Lehramtsausbildung an der Universität keine geeigneten Lerngelegenheiten geschaffen werden. Diese Lerngelegenheiten liegen aber auch konzeptionell eher in der zweiten Phase der Lehramtsausbildung.
Dr. Carina Wöhlke arbeitete an der Universität Hamburg von 2015 – 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt ProfaLe im Handlungsfeld „Kooperation zwischen Fächern und Fachdidaktiken“, in dem die Dissertation entstand. Gegenwärtig ist sie Post Doc an der Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Physik und Astronomie, in der AG der Didaktik der Physik.
Weitere Informationen zur Dissertation von Carina Wöhlke finden Sie hier.