Schulsenator zu Gast in ProfaLe-RingvorlesungTies Rabe referiert zu Herausforderungen angehender Lehrkräfte
19. November 2018
„Wie sollte ein Studium in Zukunft gestaltet sein, das den wachsenden Anforderungen an professionelles Lehrerhandeln gerecht werden muss?“ Zu diesem Thema sprach der Senator für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg im Wintersemester 2018/19 an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Etwa 100 Gäste bestehend aus einer Vielzahl von Hamburger Lehrkräften, Universitätsmitarbeitenden, Lehramtsstudierenden sowie weiteren Interessierten verfolgten den Vortrag zur Hamburger Lehrerbildung.
Bereits zu Beginn seines Vortrages verdeutlichte Rabe, dass sein Anliegen nicht darin bestünde, mit Verbesserungsvorschlägen für das Lehramtsstudium in Hamburg aufzuwarten. Vielmehr wolle er sich den möglichen Herausforderungen zukünftiger Lehrkräfte widmen. Der Senator legte die in seinen Augen besonders wichtigen Kriterien dar, die Lehrer von morgen mitbringen sollten.
Zunächst stand der Punkt „Forderung statt Unterforderung“ auf seiner fünf Kriterien umfassenden Liste. Damit sei eine verstärkte Sichtweise in Bezug auf den eigenständigen Unterricht gemeint. So sollten Lehrkräfte besonderen Wert auf die Anforderungen im Unterricht legen. Schule sei ein Ort, an dem mehr im Leben erreicht werden könne als anderswo, darin bestehe der Wert des Schulbesuchs. Lehrkräfte, die diesen Punkt bereits verinnerlicht hätten, würden an anderen Schulen als „kompetente Coaches“ für ihre Kolleginnen und Kollegen eingesetzt, um diese Sichtweise zu fördern.
Im Punkt „Erziehung zum Miteinander“ ging Rabe auf den Kontext des Projekts ProfaLe ein. In einer sich verändernden Welt mit wechselnden Bedingungen versuche das Lehramtsstudium die zukünftigen Lehrkräfte bestmöglich vorzubereiten. Dazu sei es unerlässlich, Regeln für ein harmonisches Miteinander zu vermitteln. So stellte er diesen Punkt auch in Kontrast zur häufigen Äußerung, dass dies in der Verantwortung der elterlichen Erziehung stünde. Der Senator betonte, dass auch in der Schule zum Miteinander erzogen werden müsse, als Ergänzung der Erziehung im Elternhaus.
Sein dritter Punkt, so Rabe schmunzelnd, sei für viele selbstverständlich: „Guter Unterricht“. Dieser sei aber besonders wichtig für den späteren Bildungserfolg der Kinder. Unterricht müsse gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern auf einem guten Niveau stattfinden. Hierfür müssten die Lehrkräfte nicht nur über entsprechende Fachkenntnisse verfügen, sondern auch in der Lage sein, diese zu vermitteln. In Bezug auf die Qualitätssicherung guten Unterrichts sprach der Schulsenator zudem kurz den schulübergreifenden Test „Kermit“ an. Dieser sei nicht als Kontrollinstanz zu verstehen, sondern solle eher dazu dienen, den Dialog über die Verbesserung der Unterrichtsqualität an den Hamburger Schulen anzuregen.
Anschließend ging Rabe auf die Basiskompetenzen ein, welche oftmals in Vergessenheit gerieten. Aus diesem Grund hob er besonders die Fähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens hervor – nicht nur in der Lehre an Grundschulen. Diese seien auch wichtig als Bestandteil der Aufgaben weiterführender Schulen.
Zuletzt widmete sich der Schulsenator dem Aspekt „Mit Kindern gut umgehen können“. Auch dieser Punkt erscheine selbstverständlich. Ihm sei jedoch bewusst, dass dies nicht immer der Fall sei. Wichtig sei, dass (zukünftige) Lehrkräfte die Fähigkeit besitzen, in sehr komplexen Situationen mit vielen unterschiedlichen Kindern agieren zu können. Daraus ließen sich verschiedenste Verhaltensfragen im Unterricht ableiten. Auch auf einen angemessenen Umgang mit Schülerkritik ging Rabe ein.
Im Anschluss an den Vortrag beantwortete der Senator die Fragen des Publikums. Gemeinsam wurde über mögliche Änderungen der universitären Lehre etwa in Bezug auf Digitalisierung im Unterricht diskutiert.
Die ProfaLe-Ringvorlesung bot eine Gelegenheit, mehr über die wesentlichen Ergebnisse des Projekts in verschieden Vorträgen zu erfahren. Im Januar 2019 endete diese öffentliche Veranstaltungsreihe, die im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens der Universität Hamburg angeboten wurde, mit einem Zwischenfazit zu Ende der ersten Förderphase durch die Projektleitung Frau Prof. Dr. Kaiser und Frau Prof. Dr. Arnold.
Das Projekt „Professionelles Lehrerhandeln zur Förderung fachlichen Lernens unter sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen (ProfaLe)“ der Universität Hamburg wird im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die erste Förderrunde lief von 2015 bis 2018. In der zweiten Förderphase, die im Januar gestartet ist und fünf Jahre dauert, stehen rund 5,3 Millionen Euro zur Verfügung. „ProfaLe“ wird die von den zuständigen Behörden – Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) / Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) – beabsichtigte Reform der Lehrerbildung wissenschaftlich begleiten.